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Mauer-Passagen
Grenzgänge, Fluchten und Reisen 1961-1989
46 Erinnerungen aus Ost und West
368 Seiten, gebunden, Fadenheftung
Abbildungen, Chronologie, Ortsregister.
Zeitgut Verlag GmbH / JKL Publikationen,
Reihe ZEITGUT, Band 19
ISBN 3-933336-19-8
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Wahnsinn von Anfang bis Ende
In den frühen Morgenstunden des 13. August 1961
mußten die Menschen in Ost- und West-Berlin fassungslos
zusehen, wie zwischen ihnen, quer durch
die gesamte Stadt, eine Mauer entstand. Bewachte
Baukommandos legten Stacheldrahtrollen aus, rissen
das Straßenpflaster auf und begannen mit Steinen
und Mörtel eine Mauer zu errichten, bis sie
selbst dahinter verschwanden. Damit war in Berlin
das letzte Schlupfloch zwischen Ost und West geschlossen.
Endgültig war der eiserne Vorhang niedergegangen,
28 Jahre blieb er verschlossen.
Hermann Meyn, später Journalist beim SPIEGEL
und Honorarprofessor in Hamburg, arbeitete in der
Nacht zum 13. August 1961 als junger Redakteur
"allein auf weiten Fluren" im RIAS-Funkhaus in
West-Berlin. In dem jetzt erschienenen Buch "Mauer-Passagen" schildert er seine Erlebnisse.
Gemeinsam mit 39 anderen Zeitzeugen läßt er den Wahnsinn
der "Mauer-Jahre" noch einmal aufleben.
In dem Buch steht nicht die 1.300 Kilometer lange
"Mauer" von der Ostsee bis ins Vogtland im
Mittelpunkt. Die Schilderungen konzentrieren sich
auf die Menschen, die an der Mauer gelitten haben,
wenn sie von einem Deutschland ins andere reisen
wollten. Mit den Episoden bleibt eine Zeit lebendig,
die sich niemand zurück wünscht.
Peter Franke, ein anderer Zeitzeuge, beschreibt
die absurden Bedingungen, unter denen seine alte
und kranke Mutter 1964 zu ihm in den Westen übersiedeln
darf. Jedes Küchenbrettchen, jedes Nachthemd
und jeder Gurkenhobel wird aufgelistet, von
Zeugen bestätigt und vom Schätzer beurteilt.
Der Theologiestudent Meinhard Schröder gerät
1967 in Stasi-Observation, als er häufig nach Ost-
Berlin fährt. Weil er als Oberschüler in der DDR
einen späteren West-Flüchtling zum Klassenkameraden
hatte, wird vermutet, er sei an organisierter
Fluchthilfe beteiligt. Dass er mit jedem Besuch Bücher nach Ost-Berlin schmuggelt, bemerkt niemand.
Von ihrer DDR-Flucht über Prag 1967 berichtet
die Lehrerin Maria-Elisabeth Warnke. Ihre Schwestern
im Westen beauftragen eine Fluchthilfe-Organisation.
Mit einer Reisegruppe, von der sie sich
unterwegs heimlich absetzt, kommt sie in die Tschechoslowakei.
Nicht jede Flucht endet so glücklich.
Amüsant zu lesen ist Hans Peter Kutschas kleine
Typologie der DDR-Grenzpolizisten, die er anläßlich vieler Tagesreisen zusammentrug. Damals vermied
man Auseinandersetzungen mit den Grenzern,
sie waren meist nervenzehrend und zeitraubend.
Zermürbende und angstvolle Wochen schildert
Helga Brachmann aus Leipzig 1973. Nach der heimlichen
Westflucht ihrer Tochter tauchen Stasileute
auf und versiegeln das Mädchenzimmer. Sie selbst
wird wie eine Verbrecherin behandelt. Zwei Jahre
später gerät sie erneut in die Mühlen des Systems,
als ihr Sohn Christian Kunert, von Wolf Biermann
öffentlich als Kupane bloßgestellt, in Haft kommt
und später in den Westen abgeschoben wird.
Die Beiträge der Zeitzeugen aus Ost und West
vermitteln ein vielschichtiges Bild jener Jahre. Die
Texte werden durch Fotos und Dokumente der Autoren
bereichert. So enstand ein spannendes und informatives
Zeitdokument der jüngeren Geschichte.
Text mit freundlicher Genehmigung
der Zeitgut Verlag GmbH
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