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 Erinnerungen an die Berliner Mauer
Hektik im Grenzgebiet - Sommer 1975
 
 
An einem Freitagnachmittag im Sommer 1975 (es kann aber auch im Sommer 1974 oder 1976 gewesen sein – meine Erinnerung kann da täuschen) klingelten zwei unauffällige Herren an der Wohnungstür meiner Eltern, deren Wohnung direkt unter dem Dach, in der vierten Etage des Q3A-Wohnblocks in der damaligen Fritz-Heckert-Straße 40-48 lag.
 
Der Blick vom Wohnzimmer mit Balkon ging hinaus in Richtung Bethanienkrankenhaus / Georg-von-Rauch-Haus. Die Besucher wollten den Wohnungsinhaber sprechen.
Nach dem kurzen Gespräch bezogen sie für die nächsten 48 Stunden mit reichlich Beobachtungstechnik das Wohnzimmer meiner Eltern.
 
Kurz darauf machte sich im Grenzgebiet unmittelbar vor dem Haus Hektik breit. Flankiert von vielen Grenzsoldaten fuhren schwere Baufahrzeuge, Bagger, Kipper und Planierraupen auf.
Beleuchtung wurde aufgestellt. Man begann auf Höhe des Georg-von-Rauch-Hauses in einer offensichtlich längerfristigen Aktion, kurz vor der die Grenzbefestigungsanlagen abschließenden Betonfertigteilmauer, großflächig Erdreich auszuheben.
 
Die Arbeiten zogen sich durch die ganze Nacht. Am Morgen darauf gähnte im Grenzgebiet zwischen der Betonfertigteilmauer und dem sich etliche Meter davor befindlichen Kontrollstreifen KS6 eine riesige Grube,
die sowohl in Tiefe als auch in Ausdehnung den gesamten Sonnabend über erweitert wurde. Vom Wohnzimmer meiner Eltern sowie von einer benachbarten Wohnung aus wurde die ganze Aktion durch die Stasi beobachtet und dokumentiert.
 
Irgendwann, wahrscheinlich in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag wurden die Arbeiten abgebrochen und das riesige Loch wieder zugeschüttet und planiert.
 
Am Sonntagnachmittag war der Spuk vorbei. Sowohl die Baufahrzeuge, als auch die Stasi rückten wieder ab.

Januar 2010, Andreas B. 

Anmerkung: Wer weiß mehr über die Aktion im Grenzstreifen? Bitte bei Berliner Mauer Online per E-Mail melden.
 

  
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